• Die Nuß

    frei nach Eugen Roth

    Ein Mensch, den eine Nuß gepackt,
    die er beim besten Will'n nicht knackt,
    zerknirscht sich's Hirn
    und wird ganz schwach
    vor lauter Seelen-Ungemach.


    Der Mensch, den diese Nuß gepackt,
    die er beim besten Will'n nicht knackt,
    er rennt herum
    und ist zergrollt,
    weil ihm das Glück kein Quentchen zollt.


    Er plagt sich wochenlang herum,
    selbst in der Nacht wird's Hirn nicht stumm,
    die Nacht wird Tag,
    der Tag ist Nacht.
    Fast hätt' die Nuß ihn umgebracht.


    Zerquält, zerknickt, die Seele klein,
    will nicht mal mehr das Essen rein.
    Er denkt:
    ' Wie hat die Welt es schön,
    sie muß nicht soo weit in sich geh'n!'


    Des Menschen Liebsten ringsherum,
    sie sind vor Ahnung schon ganz stumm.
    Sie fürchten:
    'Oh, gleich flippt er aus!
    Am Schluß zerlegt er noch das Haus...!!!'


    'Ein Mord, oh Mann, das wird es sein!
    Die buchten ihn anschließend ein.
    'ne Feuersbrunst !
    die ganze Stadt !!
    nur weil er nicht die Lösung hat..!!!'

    Der Mensch indes, er wird ganz still,
    weil er die Lösung nicht mehr will.
    Er hat sie satt,
    die Geistesnot
    und schmiert sich erst einmal ein Brot.


    Und wie der Mensch so friedlich kaut
    und fröhlich in die Runde schaut,
    erstarrt er,
    mitten im Genuß,
    denn da kommt geistiger Erguß.


    Mit Donnerknall fährt's in ihn rein,
    'Wie konnt ich nur so'n Blindfisch sein !?
    Die Lösung,
    weit gesucht im Land,
    sie lag doch offen auf der Hand!'


    Der Mensch, vergnügt nun und ganz leicht,
    sich Lorbeer in die Tasche streicht.
    "Man, bin ich klug,
    ich bin der Held,
    ich rettete die ganze Welt!"


    Der Mensch sonnt sich noch im Genuß,
    mit Denken ist jetzt endlich Schluß,
    doch da kommt,
    oh, das muß nicht sein !!
    zur Tür die nächste Nuß herein...




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    Wenn der Einzelne sich nicht bewegt, wie soll es dann die Masse.....?